Списание „Германистика и скандинавистика“, извънреден брой, том 1, 2025 г.

Извънреден тематичен брой, посветен на 100-годишния юбилей на специалност „Немска филология“ в Софийския университет „Св. Климент Охридски“, Том 1

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Редактори на броя: Микаела Петкова-Кесанлис, Радка Иванова, Ренета Килева-Стаменова, Светлана Арнаудова, Мария Ендрева

Дата на публикуване: 24.04.2025 г.

ISSN: 2815-2867

doi: https://doi.org/10.60055/GerSk.2025.izv.1

РАЗДЕЛ 1: ЕЗИКОЗНАНИЕ/TEIL 1: SPRACHWISSENSCHAFT

Sprachwandel und Sprachdynamik: Einführendes zu den sprachwissenschaftlichen Beiträgen des Bandes

Mikaela Petkova-Kessanlis Sofioter Universität „St. Kliment Ohridski“ (Bulgarien)

Einleitung zum Teil 1: Sprachwissenschaft

Textsortenwandel ist mit kulturellem Wandel verwoben: Die Emergenz wie auch die Tradierung oder der Wandel von Textsorten steht mit kommunikativen Bedürfnissen in einem Wechselverhältnis, welche wiederum auf (sich ändernden) Normen und Werten einer kommunikativen Gemeinschaft beruhen. Dabei finden gesellschaftliche oder technische Veränderungen nicht nur ihren Niederschlag in der Ausgestaltung von Textsorten und ganzen Textsortenprofilen einer kommunikativen Gemeinschaft. Vielmehr werden Werte, Normen und Weltbilder auch in und durch Textsorten und ihre Ausgestaltung ausgehandelt. Der Beitrag geht auf theoretischer Ebene der Frage nach, warum sich Textsorten verändern, wie dies mit kulturellem Wandel zusammenhängt und wie Wandel in einem größeren Kontext von Textsortenprofilen verortet werden kann. In einem zweiten Teil werden diese Überlegungen am Beispiel von Textsorten der Schweizer Nachrichtensendung “Tagesschau” von den 1950er-Jahren bis heute illustriert, mit einem Fokus auf die Entstehung des Korrespondentenberichts.

Schlüsselwörter: Textsorten, Textsortenwandel, Textsortenprofile, Kulturalität, Fernsehnachrichten

Internet-Memes sind eine emergente Textform, die sich unter Nutzung von Affordanzen des Mediums Internet und einzelner seiner Plattformen herausgebildet hat. Sie sind einerseits durch ihre virale Verbreitung in Diskursen, andererseits durch ihre formale, wesentlich multimodale Gestaltung und prototypische Funktionalisierung gekennzeichnet. In diesem Beitrag wird exemplarisch ein Internet-Meme analysiert, das der Textsorte „verschwörungserzählende Internet-Memes“ zuzuordnen ist. Im Zuge dieser Analyse wird aufgezeigt, inwieweit diese Textsortenbestimmung, vor allem aufgrund der Eigenheiten des Mediums Internet und seiner Nutzung, zu problematisieren ist, weshalb aber auch sowohl der überkommene Begriff der Textsorte als auch der des Textes angesichts dieser neuen Textform hinterfragt werden sollte.

Schlüsselwörter: Internet-Memes, Text, Textsorte, Narrativ, Verschwörungserzählung

Abstrakte Muster von Zeichenkomplexen, die die Verarbeitung konkreter Kommunikationsformen erleichtern und prägen, werden von Sprach-, Kommunikations- sowie Medienwissenschaftler*innen vorwiegend mit Begriffen wie Textsorte, kommunikative Gattung oder Medienformat in Verbindung gebracht. Unser Ziel ist es, die genannten Termini aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten, Beziehungen zwischen ihnen aufzuzeigen sowie ihre potenziellen Lesarten herauszuarbeiten, die es eventuell ermöglichen, sie auseinander zu halten.

Schlüsselwörter: Format, Gattung, Textsorte, Medien, Kommunikation

Im Zuge der Technisierung des Alltags und der Kommunikation treten allmählich traditionelle Medien wie Bücher, Briefe, Radio oder Fernsehen, um nur einige zu nennen, in den Hintergrund. Die Gegenstände unserer Kulturepoche, der des 20. Jahrhunderts, werden nach und nach durch immaterielle Phänomene verdrängt. Die Jugend benutzt diese und ebenfalls die sie bezeichnenden Wörter, wie z. B. Hörbuch, Audiobook, E-Book oder E-Mail, Post, Like sowie verschiedene Online- oder On-demand-Produkte tagtäglich und auch im Umgang mit Social Media. Was bedeutet das für die Pflege eines Lernerwörterbuchportals für Deutsch als Fremdsprache wie E-KolleX DaF? Welche Daten müssen als erstes aktualisiert werden, damit diese Ressource die Jugend weiterhin anspricht und up to date bleibt? Welche Wörterbuchportale und Tools bzw. Korpusstatistiken können den Lexikographen bei der Aktualisierung des Lemmabestandes, zunächst für den Themenkreis „Medien“, behilflich sein? Auf diese Fragen werden im folgenden Beitrag Antworten gesucht.

Schlüsselwörter: Neologismen, Medien, Lemmabestand, Wörterbuchportal, DaF

Die Untersuchung geht der Frage nach, wie sich das Textsortenprofil in je einer Berliner Tageszeitung des Zeitraums 1923 bis 1933 (Vossische Zeitung) und von 1945 bis 2023 (Berliner Zeitung) entwickelt hat. Betrachtet werden das Textsortenrepertoire und die Textsortenfrequenz in je einer Ausgabe pro Jahrzehnt. Die Analyse zeigt, dass in den Zeitungsausgaben im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts nur wenige verschiedene Textsorten eingesetzt werden, während sich deren Zahl in der Zeit nach dem II. Weltkrieg deutlich erhöht. Berichte sind weiterhin die am häufigsten vorkommende Textsorte, bildbetonte Textsorten nehmen nach 1945 stark zu. Ein auf- fälliger Wandel zeigt sich auch bei anderen Klassen von Zeitungstextsorten. Die Veränderungen in den Textsortenprofilen hängen offensichtlich mit einem Funktionswandel der Tageszeitung im Mediengefüge zusammen.

Schlüsselwörter: Tageszeitung, journalistische Textsorten, Textsortenklassifikation, Textsortenwandel

Die Grundzüge des syntaktischen Systems des Deutschen finden sich bereits im Germanischen. Zwei wesentliche Faktoren bestimmen die weitere Entfaltung der Syntax – die Wirkung der germanischen Auslautgesetze als Folge der Festlegung des starkdynamischen Akzents auf der ersten Silbe des Wortes (Initialakzent) und die sich im Laufe der Entwicklung der germanischen Gesellschaftsstruktur immer komplizierter gestaltende sprachliche Kommunikation. Die Veränderungen im Wortauslaut führten einerseits zu einer Verletzung der funktional-grammatischen Eindeutigkeit vieler Nominal- und Verbalformen, was die Entstehung morphologischer Ersatzformen für den Ausdruck der syntaktischen Zusammenhänge im Satz herbeigeführt hat – Artikel beim Substantiv, Subjektpronomen beim Verb, analytische Umschreibungen von Kasus, analytische Umschreibungen verbaler Funktionseinheiten. Die Notwendigkeit der Erfassung komplexer Sachverhalte (auch durch Sprachkontakt) erforderte andererseits eine stärkere Ausprägung der Parataxe und der Hypotaxe, wie auch eine stärkere Verfestigung der Wortstellung. Im Rahmen dieses Artikels liegt der Schwerpunkt auf dem Entwicklungsstand des Nominal-Verbal-Satzes im Hinblick auf die explizite pronominale Subjektindizierung in der althochdeutschen Übersetzung des Tatian aus der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts. Die Beobachtungen entstanden im Zusammenhang mit der Arbeit an der Erstellung des „Sprachlichen Schlüssels zum althochdeutschen Tatian“ (nach der Ausgabe von Eduard Sievers), der im Dezember 2023 im Universitätsverlag „St. Kliment Ochridski“ erschienen ist. Es wird hervorgehoben, dass die überaus häufige autonome Verwendung des Subjektpronomens in Tahd offensichtlich als Ergebnis einer in ihrer Verfestigung bereits fortgeschrittenen Regel zur expliziten Kennzeichnung des Subjekts angesehen werden kann. Im modernen Deutsch wird diese Regel die obligatorische pronominale Subjektindizierung vorschreiben. Abschließend wird darauf hingewiesen, dass die Entwicklung des analytischen Typs der Personalindikation im Althochdeutschen als späte Folge der Auferlegung einer dynamischen Wortanfangsbetonung im Germanischen zu betrachten ist.

Schlüsselwörter: althochdeutscher Tatian, Subjektindizierung im Althochdeutschen, Entwicklung des analytischen Typs der Personalindikation im Althochdeutschen, pronominale Subjektindizierung im althochdeutschen Tatian, Genese der expliziten pronominalen Subjektindizierung

Fernsehsprache – also nicht beispielsweise Live-Gespräche, sondern geschriebene Texte, die akustisch mit bewegten Bildern verbunden sind – weist spezifische Charakteristika auf, die nahelegen, von einem eigenen Genre auszugehen. Professionelle Fernsehautoren kennen und nutzen die Regeln der Fernsehsprache. In einem ersten Schritt sollen die Charakteristika der Fernsehsprache dargestellt werden. Danach möchte ich mich auf einen signifikanten Wandel im Sprachgebrauch beziehen, der auf einen technischen Wandel zurückzuführen ist, welcher wiederum gesellschaftliche und ökonomische Konsequenzen hatte: Fernsehtexte für neue, digitale Sender, deren Autoren keine klassische journalistische Ausbildung haben, kennen weder die Gründe für die Regeln der Fernsehsprache noch wissen sie, wie sie anzuwenden sind. Die These wäre deshalb, dass ein Unterschied im Sprachgebrauch zwischen den Autoren professioneller Fernsehnachrichten und der Mehrheit der Autoren aus dem Kontext der neuen digitalen Anbieter beobachtet werden kann. Dies soll anhand eines Vergleichs der Nachrichten eines großen öffentlich-rechtlichen Senders und eines kleinen privaten (regionalen) digitalen Senders gezeigt werden.

Schlüsselwörter: Fernsehtexte, Grammatik, Lexik, Medienadäquatheit, Multimodalität

Lexikalische Dynamik im Covid-19-Impfdiskurs: eine kontrastive empirische Studie Deutsch/Französisch

Hélène Vinckel-Roisin Université de Lorraine ATILF – Analyse et Traitement Informatique de la Langue Française [UMR 7118 – CNRS / UL] (Frankreich)

doi: https://doi.org/10.60055/GerSk.2025.izv.1.187-228

Den Gegenstand des vorliegenden Beitrags bildet die Produktivität von dt. (-)impf- (u.a. Impfautarkie, Impfgrüße, verimpfen, zwangsimpfen, impfwillig) und seines französischen Äquivalents (-)vaccin- (u.a. antivaccin, vaccinodrome, candidatvaccin, le [N] vaccinal) in Pressetexten zum Covid-19-Impfdiskurs als Ausdruck besonderer lexikalischer Dynamik zwischen „Tradition“ und „Innovation“. Das Deutsche und das Französische weisen bekanntlich unterschiedliche Präferenzen im Bereich der Wortbildungsverfahren auf. Wie sich diese Präferenzen beidseitsdes Rheins bzgl. der sprachlichen Erfassung des Sachverhalts ‚Impfgeschehen‘ nach der Entwicklung des ersten Covid-19-Impfstoffs im November 2020 niederschlugen, soll anhand einer induktiv-datengeleiteten Korpusanalyse aufgezeigt werden. Der Fokus liegt dabei auf den Wortarten Nomen, Adjektiv und Verb und den daraus resultierenden (-)impf- bzw. (-)vaccin-Bildungen, die zur Benennung ggf. neuer, durch die sog. Coronakrise bedingter Alltagserscheinungen geprägt worden sind.

Schlüsselwörter: Wortbildungsverfahren, Neologismen, kontrastive Medienlinguistik (deutsch-französisch), TXM-Analysetool

Der Wissenschaftlernachruf – eine Textsorte im Stilwandel?

Mikaela Petkova-Kessanlis Sofioter Universität „St. Kliment Ochridski“ (Bulgarien)

doi: https://doi.org/10.60055/GerSk.2025.izv.1.229-251

Das Ziel des Beitrags besteht darin, exemplarisch eine Entwicklung der Textsorte Wissenschaftlernachruf aufzuzeigen, die das Potenzial besitzt, Stilwandel zu bewirken. Es handelt sich hierbei um Nachrufe auf Wissenschaftler*innen, die im Namen der Institution Universität auf den hochschuleigenen Webseiten veröffentlicht werden. Da diese Nachrufe nicht namentlich gekennzeichnet sind, ist davon auszugehen, dass ihre Verfasser*innen nicht in einer Nähe-Beziehung zu den Verstorbenen stehen und mit dem Verfassen eines Nachrufs eine Pflichtaufgabe erledigen. U.a. deswegen, aber auch weil die Universität um eine Gleichbehandlung ihrer Professor*innen bemüht ist, ist der Rekurs auf Formelhaftigkeit charakteristisch für diese Texte. Dies unterscheidet sie von prototypischen Nachrufen, die von Mitgliedern der Wissenschaftlergemeinschaft geschrieben werden.

Schlüsselwörter: Nachruf, Wissenschaftler, Formelhaftigkeit, Stilwandel, Textsorte

Informationsdichte und die Vorhersagbarkeit der phonetischen Struktur

Bistra Andreeva, Bernd Möbius, Ivan Yuen, Omnia Ibrahim Universität des Saarlandes (Deutschland)

doi: https://doi.org/10.60055/GerSk.2025.izv.1.252-267

Die Studie untersucht die Beziehung zwischen Informationsdichte und linguistischer Kodierung in der Phonetik sowie der menschlichen Sprachverarbeitung. Die Informationsdichte einer linguistischen Einheit wird in Bezug auf Surprisal (den negativen Logarithmus der Wahrscheinlichkeit einer Einheit in einem gegebenen Kontext) definiert. Die Effekte von Surprisal auf die phonetische Kodierung wurden hinsichtlich verschiedener Aspekte wie Formantenverläufe von Vokalen, Stimmhaftigkeit von Plosiven, Silbendauer und Vokaldispersion (auch im L2) untersucht, wobei Kontrollfaktoren der prosodischen Struktur sowie mögliche Interaktionen mit dem Lombard-Effekt und der prosodischen Struktur berücksichtigt wurden. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Sprecher phonetische Details anpassen, um ein Gleichgewicht zwischen Informationsdichte und phonetischer Kodierung aufrechtzuerhalten.

Schlüsselwörter: Surprisal, Formante, Lombard-Effekt, Stimmhaftigkeit, L2

In den Medien dominiert zunehmend die visuelle Wahrnehmung anstatt der rein verbalen Kommunikation. Hybride Kommunikationsformen, die lineare und non-lineare Merkmale miteinander kombinieren, sind ein Mittel geworden, Informationen auf leicht erfassbare Text-Bild-Einheiten zu reduzieren, die die Aufmerksamkeit der Betrachter schnell auf sich ziehen und zum Weiterlesen animieren. Im Beitrag wird mit Methoden der Toposanalyse untersucht, wie Blickfänger in Form von Teasern und Thumbnails auf Internetseiten polnischer und deutscher öffentlicher Nachrichtensendungen den Ukrainekrieg und die damit einhergehenden gesellschaftlichen Ängste in kontrastiver Perspektive präsentieren und positionieren. Zusätzlich wird auch der Frage nachgegangen, ob die Mehrdeutigkeit von Bildern bei belastenden Themen verstärkt oder reduziert wird.

Schlüsselwörter: kontrastive Medienlinguistik, Berichterstattung, Blickfänger, Teaser, Thumbnail, Topos / Toposanalyse.

Im polito- und diskurslinguistischen Beitrag wird die Funktionsweise der zugrundeliegenden sprachlichen und multimodalen Muster im transnational geführten Diskurs über die am 15. Oktober 2023 in Polen stattgefundenen Parlamentswahlen ermittelt und analysiert. Im Untersuchungsfokus steht ein Deutschlandbild, das in den öffentlich-rechtlichen Fernsehprogrammen Polens im Wahlkampf 2023 vermittelt wird. Es konstituiert sich nicht nur verbal, sondern stellt ein komplexes semiotisches System dar. Die angewandte Methodik der Diskursanalyse ermöglicht es, konkrete sprachliche Einheiten zu beschreiben sowie ihre begrifflich-semantische Natur und ihre Funktion im Diskurs zu klären.

Schlüsselwörter: Mediendiskurs, deutsch-polnischer Diskurs, Politolinguistik, Linguistische Diskursanalyse, argumentative Praktiken

РАЗДЕЛ 2: НЕМСКИ КАТО ЧУЖД ЕЗИК/TEIL 2: DEUTSCH ALS FREMDSPRACHE

Deutsch als Fremdsprache-Unterricht im Wandel: Einführendes zu den DaF-Beiträgen des Bandes

Radka Ivanova Sofioter Universität „St. Kliment Ochridski“ (Bulgarien)

Einleitung zum Teil II. Deutsch als Fremdsprache

Literaturwissenschaftliches im Deutsch-als-Fremdsprache (DaF)49-Studium war und ist wieder Thema divers geführter Diskussionen. Michael Dobstadt plädiert in diesem Zusammenhang für ein Mindestmaß an Literaturwissenschaft in jedem DaF-Studiengang und greift damit diesen wunden Punkt in der DaF-Forschung und Lehre auf, der sich nicht nur auf die Frage nach dem „Wieviel“ an Literaturwissenschaft beschränkt, sondern grundsätzlich auch den Grad des wissenschaftlichen Anspruchs einer professions- und praxisorientierten Ausbildung aufgreift. Dass im Rahmen der Lehrer:innenbildung fast immer das Ausbalancieren zwischen Theorie und Praxis thematisiert wird, ist weitgehend bekannt. Allerdings variieren die Einstellungen zur Gewichtung der theoretischen und praktischen Teile, sprich mehr Theorie zulasten professioneller Handlungskompetenz oder umgekehrt, der Praxisbezug in der punktuellen Verknüpfung mit theoretischen Inhalten. Der Beitrag versteht sich nicht als Fortsetzung dieser Diskussion, sondern als Vorschlag für einen ausbaufähigen literaturwissenschaftlichen Anteil des Fachstudiums DaF. Hierzu wird ausschnittweise ein mögliches Konzept vorgestellt. In diesem Sinne bekräftigt der Beitrag die Bedeutung einer verstärkten Fokussierung auf literaturwissenschaftliche Aspekte im DaF-Fachstudium und setzt sich dafür ein, dass literaturwissenschaftliche Inhalte und Themen in der Lehre umfassender berücksichtigt werden sollten.

Schlüsselwörter: Literaturwissenschaft, Lehramtsstudium, Deutsch als Fremdsprache, Lehrer:innenbildung, Professionalisierung

Als integraler Teil unserer Conditio humana stellt Migration ein vielfältiges, zeitübergreifendes und globalgeschichtliches Phänomen dar, das mit tiefgreifenden Transformationen des Lebens sowohl der wandernden Menschen als auch des Lebens der in die Wanderungsvorgänge involvierten Gesellschaften einhergeht. Im Lichte dieses fortwährenden, erfahrbaren persönlichen und gesellschaftlichen Wandels lässt sich fragen, welche Möglichkeitsräume zur gleichberechtigten Teilhabe aus der Interaktion zwischen Zugewanderten und Gesellschaften entstehen und inwiefern Zugewanderte die in der Gesellschaft vorfindbaren und arrangierbaren Optionen für eine selbstbestimmte Lebensführung, für ein sozial eingebundenes Leben auf der Grundlage ihrer individuellen Zielsetzungen und Lebensvorstellungen (nicht) nutzen (können). Vor diesem Hintergrund richtet sich der Fokus des vorliegenden Beitrags – unter Rückgriff auf das Konzept der Teilhabe und anhand eines literarischen Textes – auf den migrantischen Weg zur Teilhabe. Mithin rücken Fragen nach der eigenverantwortlichen Gestaltung von Lebenswelten, nach der fortwährenden Aushandlung von Zugehörigkeiten und handlungsleitender, zukunftsoffener Identitäten, nach dem „Sich-Einrichten“ und einem „Zuhause schaffen“ in den Mittelpunkt der Diskussion über die brisanten Themen Integration, Inklusion und Diversität. Damit versteht sich der Beitrag als Plädoyer für einen kulturreflexiven Fremdsprachen- bzw. DaF/DaZ-Unterricht, in dem durch Literatureinsatz der Komplexität der heutigen Welt Rechnung getragen wird und die Lernenden zur kreativеn Mitgestaltung und aktiven Mitwirkung in der Gesellschaft angeregt werden.

Schlüsselwörter: Migration, Wandel, Teilhabe, Literatureinsatz im kulturreflexiven DaF-Unterricht

Deutschunterricht und Nachhaltigkeit – Annäherung an Theorie und Praxis

Paul Voerkel, Xingyu Zhong Hochschule Schmalkalden & Friedrich-Schiller-Universität (Deutschland)

doi: https://doi.org/10.60055/GerSk.2025.izv.1.363-388

Das Konzept von Nachhaltigkeit entwickelt sich stetig weiter und hat damit auch Auswirkungen auf den Unterricht und seine Inhalte, so dass die Diskussion über seine Bedeutung für die Gesellschaft und die Bildung nach wie vor notwendig und relevant ist. Daran anknüpfend erörtert dieser Beitrag, wie Nachhaltigkeit als sinnvoller Wissensgegenstand in den Fremdsprachenunterricht integriert werden kann, um aktuelle Unterrichtsansätze zu fördern. Zu diesem Zweck wird der Ursprung des Begriffs Nachhaltigkeit und seine Entwicklung zu dem Konzept, das wir heute kennen, erläutert. Anschließend wird anhand von zwei Beispielen aufgezeigt, wie Nachhaltigkeit in die Aus- und Fortbildung von Lehrkräften für Deutsch als Fremdsprache integriert werden kann. Eine der größten Herausforderungen ist die Entwicklung von Bildungs- und Unterrichtskompetenzen im Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung. Ausgehend von theoretischen Annahmen und praktischen Beispielen werden verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt, Fremdsprachen aus einer neuen Perspektive zu unterrichten und das Lernen damit sinnvoll und kontextbezogen zu gestalten.

Schlüsselwörter: Nachhaltigkeit, Lehren und Lernen von Fremdsprachen, Sinnvolles Lernen, Nachhaltige Entwicklung, Deutsch als Fremdsprache

Der Artikel thematisiert den Einsatz digitaler Medien im berufsbezogenen Deutsch als Fremdsprache-Unterricht und gibt neben einem allgemeinen Überblick zu digitalen Tools im Fremdsprachenunterricht auch eine Einschätzung, welche Aspekte der Nutzung digitaler Medien im berufsbezogenen Fremdsprachenunterricht berücksichtigt werden sollten. Zudem werden als konkrete Anwendungsbeispiele die didaktischen Konzepte „Internetrallye“ und „digitale Escape-Rooms“ im Berufssprachenunterricht vorgestellt. Im Fazit werden erste Erfahrungen zur Anwendung dieser Lehr- und Lernmethoden im Fremdsprachen- und Landeskundeunterricht an der Technischen Universität Sofia vorgestellt. Dabei zielt der Artikel vorwiegend auf die Beschreibung von Aufbau und Einsatz von Internetrallye und digitalen Escape-Rooms ab und wertet keine empirischen Daten aus.

Schlüsselwörter: digitale Medien, Internetrallye, Escape-Room, Berufssprache

In diesem Beitrag wird das Podcast-Projekt anlässlich des 100-jährigen
Jubiläums der Germanistik an der St. Kliment Ohridski Universität vorgestellt. Nach einem kurzen Überblick, welche Vorteile die Nutzung des Podcasts im Fremdsprachenunterricht hat, wird das Projekt näher dargestellt. Dabei werden die einzelnen Phasen beschrieben: Vorbereitung und Planung sowie Produktion und Veröffentlichung. Im Anschluss daran erfolgt die Auswertung des Projekts aus der Sicht der Teilnehmenden als auch der Lehrkraft. Zum Schluss wird ein Ausblick gegeben, inwieweit Podcasts im Allgemeinen mehr Aufmerksamkeit im Fremdsprachenunterricht bekommen sollten als auch welche Erweiterungen bzw. Nachfolgeprojekte mit dem erstellten Podcast angefertigt werden können. Der Beitrag verfolgt primär das Ziel, für projektorientierte Unterrichtsformen zu ermutigen.

Schlüsselwörter: Podcast, projektorientierter Unterricht, neue Medien.

Schulpraktika der Studierenden – online oder live?

Janka Koeva Hll. Kyrill-und-Method-Universität Veliko Tarnovo (Bulgarien)

doi: https://doi.org/10.60055/GerSk.2025.izv.1.417-424

Nach zwei Studienjahren, in denen alle Schulpraktika online durchgeführt und somit „Online-Lehrer“ ausgebildet wurden, hatten die Studierenden die Möglichkeit im Studienjahr 2021/22 nach Aufhebung der Covid-Maßnahmen ihr Praktikum in einer realen Lernumgebung zu absolvieren, was sich nach der Durchführung von Online-Unterrichtsbeobachtung und online laufender pädagogischer Praxis als nicht einfach herausgestellt hat. Ziel des Beitrags ist es, anhand einer Umfrage mit Absolventen an der Hll. Kyrill-und- Method-Universität die Vor- und Nachteile sowohl von Online-Schulpraktika als auch von Live-Praktika festzustellen. Die Online-Ausbildung kann nicht mehr ignoriert werden, weil sie unseren Unterricht in irgendeiner Form auch weiterhin begleiten wird.

Schlüsselwörter: Lehrerausbildung, Schulpraktika, Online-Ausbildung, Präsenzunterricht, Vorteile und Nachteile

Sog. 24-Stunden-Pflegekräfte, auch Live-in-Betreuer*innen genannt, unterstützen pflegebedürftige Menschen in privaten Haushalten. In Deutschland sind es vor allem Frauen aus Osteuropa. Unter den Bedingungen der Pendelmigration befinden sich die meisten von ihnen nicht nur in einer rechtlichen Grauzone, sondern auch in einer von mangelnder gesellschaftlicher Teilhabe geprägten transnationalen Zerrissenheit. Ein mehrsprachiges arbeitsplatzbezogenes Selbstlernportfolio (BID:„Betreuer*innenqualifizierung in Deutsch“) für Live-in-Betreuer*innen aus Osteuropa soll dazu beitragen, ihre berufliche Situation zu verbessern und ihre Selbstkompetenz zu stärken. Die Materialien sind an die individuellen Lebens- und Arbeitsbedingungen angepasst und beinhalten auch kooperative Lernformen, um die betreute Person und ihr soziales Umfeld in den Lernprozess einzubeziehen.

Schlüsselwörter: 24-Stunden-Pflege, Pendelmigration, Interaktion am Arbeitsplatz, Sprachkompetenz, interkulturelle Kompetenz